Von Dr. Corinna Gerling
Wir alle haben ein natürliches Empfinden von Ästhetik.
Genau diese Ästhetik macht die Faszination eines harmonischen Pferd – Reiterpaares aus, welches sich wie durch Magie gesteuert im Einklang bewegt.
Aber wie lässt sich dieses Ideal erarbeiten?
Zusammen Freude haben und ein echtes Team werden – aber wie kann ich diese Magie erreichen? Ein Weg kann eine Sitzschulung nach BKR sein. Immer wichtig: Perfekte und hochfunktionale Ausrüstung, wie gut sitzende Schabracken, damit sich das Pferd zu jeder Zeit wohl fühlt.
Pferde, die sich funktional korrekt bewegen, entwickeln eine harmonische und „runde“ Muskulatur. Ihre Bewegungen werden leichter und fließender. Im Gesamteindruck erscheinen sie stark und stolz. Solche Pferde können ihren Reitern zuhören und vertrauen, sie sind losgelassen und arbeiten motiviert mit.
Damit wir uns immer weiter an dieses Idealbild annähern können, braucht das Pferd allerdings einen gutsitzenden Reiter und optimal angepasstes Equipment: Denn nur so wird das Pferd so wenig wie möglich gestört oder in seinem Wohlbefinden eingeschränkt.
Was bedeutet ein guter Reitersitz für das Pferd?
Reiten bedeutet, dass wir eine möglichst leicht zu tragende Last für unser Pferd werden sollten. So können wir fein kommunizieren und dem Fluchttier Pferd die nötige Sicherheit über eine gute Balance vermitteln.
Und was hat der Reiter für Vorteile?
Durch einen gut segmental stabilisierten Sitz kommen viele positive Effekte zum Vorschein:
• Reiten wird gesünder
• Reiten wird sicherer
• Reiten wird effektiver
• Durch Erfolge werden sowohl wir, als auch unser Pferd motivierter
Wie genau hilft Sitzschulung nach BKR dabei?
Jeder Reiter und jedes Pferd haben ihr persönliches Haltungs- und Gangmuster. Während einer BKR Sitzschulung wird dieses persönliche Muster analysiert und dann am Boden und auf dem Pferd mit verschiedenen Übungen verändert.
Viele Reiter/innen haben oft jahrelang im Unterricht dieselben Korrekturkommandos gehört, ohne damit ihre Probleme effektiv beheben zu können. Dieses Phänomen liegt darin begründet, dass die Korrektur in der Regel dort geschieht „wo es wackelt“, die Grundursache aber oft nicht erkannt und behoben wird. Durch die Korrektur an der „falschen Stelle“ entwickelt der/die Reiter/in dann häufig eine weitere Kompensationshaltung, die dann zu neuen Probleme führen kann. Damit entsteht ein Teufelskreis, der uns daran hindert voranzukommen.
Alle Pferde die wir reiten, zeigen dann nach einer Weile oft die gleichen Rittigkeitsprobleme, denn auch das Pferd muss unsere Sitzmuster kompensieren. Das kann es manchmal nur, indem es vermeintlich „gegen uns arbeitet“. Dadurch entstehen Konflikte, die viele Reiter durch „Hilfsmittel“ wie schärfere Sporen, Gebisse oder Hilfszügel lösen wollen.
Auch gesundheitliche Probleme des Pferdes können so entstehen, denn es kommt zur ständigen Fehlbelastung des Pferdekörpers.
Sitzt der/die Reiter/in wirklich balanciert und damit für das Pferd leicht zu tragen, wird es uns auch besser zuhören können. Hilfen werden klarer, die Bewegungen fallen leichter, die Anlehnung wird weicher, die Geraderichtung und der Takt werden entscheidend positiv beeinflusst.
Reiter/innen die richtig sitzen können, leisten zudem ein überaus gesundes Sportprogramm, denn alle Gelenke werden physiologisch korrekt belastet, die Muskulatur des ganzen Körpers wird trainiert und die Körperkernstabilität deutlich verbessert.
Dazu wird das Reiten allgemein sicherer: die größere Balance und Stabilität wirft Dich weniger schnell aus dem Sattel und je besser Du sitzt, desto gelassener wird Dein Pferd Dich tragen.
Während einer Unterrichtseinheit wird systematisch an drei Punkten gearbeitet:
1. Beckenposition: Das Becken ist unsere Sitzbasis. Angestrebt wird eine neutrale Beckenstellung, bei der die Sitzbeinhöcker senkrecht nach unten zeigen. Da wir oft im Alltag im Hohlkreuz laufen und stehen, nehmen wir diese Haltung auch mit in den Sattel. Unsere Sitzbeine zeigen dann nach hinten und behindern ein Untertreten der Hinterbeine des Pferdes. Beim Rundrücken werden die Sitzbeine hingegen nach vorne gerichtet und schieben das Pferd auf die Vorhand.
2. Balance: kann man eine lotrechte Linie entlang Ohr - Schulter - Hüfte - Fußgelenk ziehen? Oder noch einfacher zur Vorstellung: wenn ich das Pferd in einem beliebigen Moment unter dem Reiter „wegzaubern“ würde, würde der Reiter auf seinen Füßen sicher landen? Wenn ja, ist sie oder er ausbalanciert. Oft ist das aber nicht der Fall. Die Forderung nach einem „am Gurt“ platzierten Schenkel führt zum Beispiel oft zu einem zu weit vorne liegenden Bein. Hier wurde alte Literatur unkorrekt übersetzt und fleißig in die Richtlinien der FN übernommen. Auch unterscheiden sich moderne Sättel von den früheren Armeesätteln erheblich und haben oft einen großen Einfluss auf unseren Sitz.
3. Schiefe: Wie das Pferd, so haben auch Reiter eine natürliche Schiefe, der immer wieder entgegengewirkt werden muss. Diese Schiefe übertragen wir auf unser Pferd, sodass jeder Reiter immer kritisch hinterfragen sollte wie viel Schiefe von ihm selbst, und wie viel vom Pferd kommt.