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Giftpflanzen

Giftpflanzen und ihre Tücken

 

 

Mitte Mai, erste laue Nächte, die Weiden sind geöffnet und unsere Pferde genießen nach dem beaufsichtigten Anweiden nun das satte Gras für sich allein. Der Sommer klopft vorsichtig an die Tür und unsere Augen blicken auf die für Reiter wohl schönste Jahreszeit. Doch was kann sich im Gras unserer Weiden verstecken, was sind die ersten Anzeichen einer Vergiftung und wie reagieren wir, wenn durch Giftpflanzen auf einmal dunkle Wolken über uns aufziehen? 

 

Die Liste der Giftpflanzen

 

Haben wir sie nicht alle mal im Hufeisenkurs oder Basispass auswendig gelernt? Eibe, Tollkirsche, Jakobskreuzkraut, Bergahorn und und und. In diesem Magazinbeitrag möchten wir nicht darauf eingehen, wie jede Pflanze aussieht und warum sie giftig ist, sondern vielmehr, wie ihr bei euren Pferden erste Anzeichen einer Vergiftung bemerkt. Zur Übersicht und Vollständigkeit, möchten wir im nächsten Absatz trotzdem alle Giftpflanzen erwähnt haben: 

 

Stark giftige Pflanzen

 

Adlerfarn, Adonisröschen, Akazie, Azalee oder Alpenrose,  Aronstab, Bittersüß, Bocksdorn, Bohnen, Buche, Buchsbaum, Christrose, Eibe, Eiche, Eisenhut, Engelstrompete, Fingerhut, Gefleckter Schierling, Giftlattich, Giftsumach, Goldregen, Grüner Nieswurz, Gundermann, Herbstzeitlose, Hundspetersilie, Ilex, Kartoffel, Kirschlorbeer, Lebensbaum, Liguster, Maiapfel, Narzisse, Oleander, Pfaffenhütchen, Raps, Rizinus, Sadebaum, Schöllkraut, Schwarzer Nachtschatten, Seidelbast, Stechapfel, Tabak, Tollkirsche, Tollkraut, Walnuss, Winterling, Zaunrübe

 

Giftige Pflanzen

 

Alpenveilchen, Akelei, Bärenklau, Buschwindröschen, Efeu, Einblatt, Essigbaum, Kreuzkraut, Geißblatt, Ginster, Glyzinie oder Blauregen, Haselwurz, Kermesbeere, Klatschmohn, Kaiserkrone, Kreuzdorn, Krokus, Kuhschelle, Lupine, Mahonie, Märzenbecher, Milchstern, Rainfarn, Ranunkel, Rhododendron, Roßkastanie, Salomonssiegel, Schachbrettblume, Scharbockskraut, Scharfer Hahnenfuß, Schneeball, Schneebeere, Schneeglöckchen, Schwertlilie, Scilla, Sumpfdotterblume, Teichrosen und Seerosen, Tulpe, Weihnachtsstern, Wermut, Wolfsmilch, Waldrebe

 

Leicht giftige Pflanzen 

 

Alant, Beinwell, Berberitze, Christophskraut, Glanzkölbchen, Hyazinthe, Kamelie, Lorbeer, Magnolien, Pfingstrose, Waldmeister, Wiesenschlüsselblume

 

Giftige Pilze 

 

Fliegenpilz, Mutterkorn, Schimmelpilz

 

Warum sind diese Pflanzen giftig?

 

Eine Vergiftung beim Pferd wird durch die Aufnahme bestimmter Giftstoffe verursacht. Giftpflanzen enthalten Inhaltsstoffe, die beim Verzehr giftig sind. Die Höhe der Toxizität einer Pflanze hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hier gilt, die Dosis macht das Gift. Die Dosis, der in der Pflanze vorhandenen Toxine, hängt unter anderem von Düngung, Jahreszeit und Witterung ab. Die Gifte, die in einer Giftpflanze enthalten sind, lassen sich in verschiedene Stoffgruppen einteilen. Hier gibt es die Alkaloide und Enzyme, sowie Hormone, Nitrate, Oxalsäuren, Proteine, Saponine, Terpene und Terpenderivate. Vergiftungserscheinungen treten in vielen Formen auf, abhängig davon, welches Gift und vor allem, in welcher Menge es aufgenommen wurde.

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Prävention

 

Vorbeugung und Aufklärung sind die Stichworte in Bezug auf Vergiftungen beim Pferd. Ein großes Problem stelle die veränderte Situation der Pferdehaltung dar. Nur noch eine Minderheit der Stallbetreiber stammen wirklich aus der Landwirtschaft und wissen um die Risiken beheimateter und angesiedelter Pflanzen. Der Trend geht in Richtung Verschönerung der Hofanlagen mit exotischen Pflanzen, dessen toxische Risiken meist wenig bewusst sind.

 

Die Behauptung, dass Pferde von selber wissen, was giftig ist und was nicht, stimmt nur zum Teil. Natürlich können Pferde über ihre Sinnesorgane und Instinkte giftige von ungiftigen Pflanzen unterscheiden - meistens jedenfalls. Ist eine Giftpflanze bereits vertrocknet und liegt auf der Wiese, wird sie mitsamt dem umliegenden Gras aufgenommen, weil sie die Bitterstoffe verliert, bzw. die frühen Blattrosetten noch nicht bitter schmecken aber bereits giftig sind, (Jakobs-Kreuz-Kraut) und kann zu einer schweren Vergiftung führen. Ein weiterer Grund ist auch die Unkenntnis des Pferdes. Nicht alle giftigen Pflanzen sind durch besonderen Geruch, eine besondere Farbe oder andere Merkmale gekennzeichnet, darüber hinaus kann das Pferd auch nur die giftigen Pflanzen umgehen, die es kennt. Pferde lernen in der Frühprägung von ihren Artgenossen. Gerade wenn das Pferd die Region oder das Land wechselt, sollte auf die differenzierten Gegebenheiten der Pflanzenbestände geachtet werden.

Gute Präventionsmaßnahmen umfassen zum Beispiel das Abgehen der Weiden im Frühjahr, bevor die Pferde dorthin gebracht werden. Auch die umliegende Umgebung sollte dabei kontrolliert werden, denn giftige Pflanzen von Nachbarweiden könnten sich bis auf die eigene Weide ausbreiten. Auch Bäume, deren Äste bis über die Wiese ragen, sollten kontrolliert werden. In der Regel werden Blätter eher weniger aufgenommen, dafür geraten zum Beispiel die Samen der Buche leicht ins Pferdemaul: davon sind bereits 300g tödlich!

Anzeichen einer Vergiftung

Verschiedene Faktoren beeinflussen, welche Symptome beim Pferd durch eine Vergiftung auftreten. Dabei sind vor allem die Art und die Menge des Gifts entscheidend. Die Symptome treten einzeln oder in Kombination auf. Je nach Giftstoff ist der Bewegungsapparat, der Magen-Darm-Trakt, der Atmungstrakt oder das gesamte Herz-Kreislauf-System beeinträchtigt.

Betroffene Tiere zeigen anfangs häufig Verhaltensveränderungen. Dies äußert sich durch vermehrte Unruhe bis hin zur Teilnahmslosigkeit. Starkes Schwitzen, Zittern, Koordinationsstörungen, Speicheln und Atemnot sind weitere Symptome, die bei einer Vergiftung häufig auftreten. Oft leiden die Tiere an akutem Durchfall, oder sie scheiden Blut über den Harn und Kot aus. Reichert sich ein Gift durch eine kontinuierliche Aufnahme im Körper an, bezeichnet man dies als chronische Vergiftung. Abmagerung oder wiederkehrende Verdauungsprobleme lassen sich als Symptome einer chronischen Vergiftung beim Pferd beobachten. Da die Leber als zentrales Entgiftungsorgan fungiert, wird sie von den Toxinen besonders getroffen. Chronische Lebervergiftungen, die unbehandelt bleiben, können beim Pferd beispielsweise zu Apathie, Gewichtsverlust und Leistungsschwäche führen. Die Absonderung eines Pferdes von der Herde kann ebenfalls darauf hindeuten, dass mit dem Tier etwas nicht stimmt  In akuten Fällen kann ein Herz-Kreislauf-Versagen die Folge einer Vergiftung sein.

Symptome auf einen Blick

  • Durchfall

  • Apathie

  • Abweichendes Verhalten als normal

  • Koordinationsstörungen

  • Atemnot

  • Kolikverhalten

  • Zittern oder frieren

  • Übermäßiges Schwitzen

  • Speicheln, Schäumen

  • Ausschlag, Quaddeln, Nesseln

  • Abweichung von den PAT Werten (Puls, Atmung, Temperatur)

Was tun bei Vergiftung? 

Das Wichtigste ist erst einmal: Ruhe bewahren! Gibt es einen begründeten Verdacht auf eine Vergiftung mit Giftpflanzen, sollte der Tierarzt umgehend konsultiert werden. Am Besten ist es, wenn die Pflanze, die im Verdacht steht die Vergiftung verursacht zu haben, aufbewahrt wird, um diese dem Tierarzt zu zeigen. Bis der Tierarzt da ist, sollte das Pferd möglichst nichts mehr fressen und möglichst viel trinken. Um die Verletzungsgefahr bei möglichen Krampfanfällen, die durch eine Giftpflanze hervorgerufen werden können, zu verringern ist es von Vorteil, wenn die Box so gut wie möglich mit Einstreu ausgepolstert wird.

Checkliste

  • Aufnahme weiterer Pflanzen/Pflanzenteile verhindern

  • Dafür sorgen, dass das Pferd sich so wenig wie möglich bewegt 

  • An einem kühlen Ort unterbringen 

  • Maul und Nüstern ausspülen

  • Schauen, dass das Pferd säuft

  • Medizinische Kohle (Aktivkohle) verabreichen, um die Giftstoffe zu binden 

  • Bei schlechter Atmung, feuchte Tücher um den Brustkorb legen (Cooling Set)

  • Bei Fieber, das Pferd mit kalten Beinwickeln abkühlen, die alle 20 Minuten gewechselt werden (Cooling Boots)

  • Bei Untertemperatur das Pferd warm eindecken oder ggf. unter ein Solarium stellen

Nachsorge und Prognose 

Vergiftungspatienten sind immer Intensivpatienten. Sie bekommen meist große Mengen an Infusionen und verschiedene Medikamente als Toxinfänger - zum Beispiel werden Kohle oder Öl per Nasenschlundsonde eingeführt, um bei eventuellen Giftstoffen im Darm die Resorption zu minimieren. Die Prognose einer Vergiftung beim Pferd hängt von der Art und Menge des aufgenommenen Gifts ab. Häufig hilft den Pferden, die nur milde Symptome aufweisen, eine zeitnahe, medizinische Versorgung. Bei einer starken Symptomatik infolge einer hohen Giftdosis kann sich ­– trotz einer intensivmedizinischen Behandlung – die Prognose verschlechtern. Grundsätzlich gilt: Je früher eine tierärztliche Versorgung erfolgt, desto besser ist die Prognose und damit die Heilungschance. Chronische Vergiftungen beeinträchtigen oft die Funktion von Leber und Nieren und machen eine langfristige Medikamentengabe erforderlich.

 

Es lohnt sich also den Blick für Giftpflanzen zu schulen und die Koppel vor der Weidezeit noch einmal genau zu kontrollieren, damit es gar nicht zu einer Vergiftung kommen kann. Wir hoffen, wir konnten Dir mit diesem Beitrag weiterhelfen und Dich für dieses Thema sensibilisieren. 

 

Dein EQM Team